1996
1998

Neue Brutinsel im Gübsensee – betreut vom SAK Weiherwart

Die St.Gallerinnen und St.Galler schätzen den Gübsensee als Naherholungsgebiet. Und weil er einen guten Fischbestand aufweist, bezeichnen ihn die Fischer als «Herzstück der St.Galler Pachtgewässer». Für die Natur rund um den See setzt sich die 1928 gegründete Gübsen-Gesellschaft ein, die das Gebiet 2012 mit umfassenden Renaturierungsmassnahmen noch attraktiver gemacht hat. Aber auch die SAK engagiert sich für den Naturschutz. Deren Angestellte würden die meisten anfallenden Arbeiten ausführen, berichtete die SAK Hus Zitig 2/97, als in den späten 1990er Jahren eine neue Brutinsel ins Wasser gelassen wurde. Weiherwart Willi Spirig füttere und beobachte das Federvieh, und er sorge «Sommer und Winter für gangbare Wege, indem er frischen Kies einbringt oder den Schnee wegräumt, damit sowohl Spaziergänger als auch Jogger unbehindert ihrem Vergnügen nachgehen können». Die neue Hütte für das Brutfloss, aus unbehandeltem Tannenholz, zimmerte das Kubelteam. Der Gübsensee wird von verschiedenen Entenarten, Blässhühnern sowie saisonal auch Wild- und Schwanengänsen bevölkert.

Erstes Speicherkraftwerk der Schweiz

Aber warum gibt es diesen 1.1 Kilometer langen, 200 Meter breiten und 13 Meter tiefen See überhaupt? Um das Wasser der Urnäsch und der Sitter für die Stromproduktion zu nutzen, wurde es im Gübsenmoos gesammelt und gestaut. Das Kraftwerk Kubel, das damals entstand und 1900 erstmals Strom lieferte, war das erste Speicherkraftwerk der Schweiz. Das Wasser der Urnäsch wird bei Hundwil, dasjenige der Sitter bei Haslen gefasst. Der Urnäschstollen ist 4'625 Meter, der Sitterstollen 6'578 Meter lang. Ein Detail am Rande: Eine Bauernfamilie, die ihr Gut im Gübsenmoos hatte, wurde enteignet und mit 28'000 Franken entschädigt, was ihr einen Neustart im US-Staat Wisconsin ermöglichte. 1916/18 wurde ein Druckstollen vom Gübsensee zum Kubelwerk gebaut.

Seegrundvermessung mit «Weltpremiere»

Die unterirdischen Zuläufe des Gübsensees schwemmen Tag für Tag feinsandiges Geschiebe an, das sich auf dem Seegrund ablagert. Hat sich eine grosse Menge angesammelt, so können diese Sedimente den Betrieb des Kraftwerks behindern. Um das Mass der Verschlammung festzustellen, wurde der Seegrund 1997 – einmal mehr – vermessen. Dabei wurde auch auf die früheren Vermessungen zurückgeblickt, die jeweils rund zwei Wochen in Anspruch nahmen: «An den Längsufern des Sees wurden in Abständen von zehn Metern Pflöcke eingeschlagen. Von jedem Pflock wurde zum gegenüberliegenden Pflock ein Draht sehr straff gespannt. An diesem Draht wurde alle zwei Meter eine Markierung angebracht. Von einem Boot aus wurde bei jeder Markierung das mit einem Gewicht beschwerte Ende eines Messbandes auf die Schlammschicht herabgelassen. Die Tiefe konnte dann am Messband abgelesen und für den jeweiligen Messpunkt fein säuberlich in eine Tabelle eingetragen werden». Insgesamt ergaben sich so etwa zweitausend Messpunkte.

Zur Vorbereitung der Messung von 1997, die mit moderneren Mitteln erfolgte, fand im August 1996 am Gübsensee eine Weltpremiere statt, bei welcher die interne Vermessungsequipe der SAK, Echolot-Spezialisten und ein Bootsführer vom Ingenieurbüro Straub in Chur sowie von der Firma Leica (Vermessungsinstrumente) unter anderem der Programmierer einer speziell entwickelten Software anwesend waren. Bei diesem Test galt es, die mit einem Echolot gemessenen Daten vom Boot über UKW ans Land zu funken und mit den Positionsdaten des Bootes zu verknüpfen. Letztere wurden erfasst, indem zwei Elektromotoren und eine Video-Optik, die im Messinstrument eingebaut waren, die Ziel-Optik ständig auf einen Reflektionsspiegel ausrichteten, der auf dem Boot montiert war. Der Reflektionsspiegel konnte mit einer Fixstation am Ufer permanent verfolgt werden. Notwendig wurde das komplizierte Verfahren, weil sich der Gübsensee wegen seiner dichten Bewaldung bis nahe ans Ufer sehr schlecht für eine Vermessung mit GPS eignete. Es funktionierte, so dass die Hauptmessung wie geplant vorgenommen werden konnte. Diese dauerte einen einzigen Tag, und dabei wurden insgesamt 8'573 Punkte aufgenommen.

Nach dem 100-Jahr-Jubiläum des Kubelwerks richtete die SAK am Gübsensee, der seit 1989 mit einer Station der Südostbahn (früher Bodensee-Toggenburg-Bahn) erschlossen ist, einen Informationspfad mit allem Wissenswerten über Kraftwerk und See ein. Das Kraftwerk Kubel kommt bei einer installierten Leistung von 13,45 MW und einer Fallhöhe von 92 Metern auf eine Jahresproduktion von 29,8 Mio. kWh. Insgesamt produzierten die Wasserkraftwerke der SAK 2012/13 rund 50 Mio. kWh.

Bernhard Niederer

Vom Magaziner, Leitungsbaumonteur und «Bürolisten» zum Leiter Personal

Bernhard Niederer war Leiter Personal. Als er zur SAK stiess, gehörten Einsätze im Materialmagazin und Freileitungsbau noch zum Einarbeitungsprogramm für die administrative Belegschaft. Später wählte er mit viel Glück gutes Personal aus und sorgte dafür, dass dank guter Löhne auch gute Mitarbeitende lange Treue zur Unternehmung hielten.

«An meinem ersten Morgen bei der SAK – als Mitarbeiter im Lohnbüro – führte man mich durch die Büros. Dann fasste ich im Materialmagazin ein Übergwändli und wurde zuerst ein paar Wochen zum Hilfsmagaziner, der zum Beispiel Isolatoren in Holzkisten packte, sie mit Holzwolle polsterte, zunagelte und zur Montage verschickte. Gleich danach schnupperte ich im Freileitungsbau, das gehörte zum Einarbeitungsprogramm. Natürlich hatten die Freileitungsmonteure ihren Spass, denn sie nahmen die Gelegenheit wahr, ‹Bürolisten› zu schulen. Galt es, dicke Kupferdrahtrollen den Berg hochzutragen, durfte ich mich an den schwersten beweisen. Einmal grub ich mit einem Kollegen das Loch für einen Betonsockel. Dabei stiessen wir auf einen Felsbrocken. Uns blieb nichts anderes übrig, als ihn zu zerschlagen. Mein Kollege hielt das Locheisen und ich schlug mit dem schweren Eisenhammer drauf. Die körperliche Arbeit nicht gewohnt, wurde ich rasch müde, sodass wir tauschen mussten. Nun schielte mein Kollege stark und ich weiss noch, dass ich nicht hinschauen konnte, wie er so mit dem gewaltigen Hammer auf das von mir gehaltene Locheisen schlug – und jedes Mal traf.

Als Leiter Personal hatte auch ich viel Glück bei der Rekrutierung von neuen Mitarbeitenden. Mehr als einmal stellten sich Vorbehalte als gerechtfertigt heraus, die ich Bewerbern gegenüber empfand. In meiner Kompetenz lagen die Anfangslöhne, das war mir wichtig. Ich stand immer für gerechte Löhne ein. Das hatte zur Folge, dass wir sogar während der höchsten Hochkonjunktur – die Privatwirtschaft verzeichnete fast 20% Personalfluktuation – eine Rate von nur knapp 3% hatten. Ich verglich die Löhne der SAK jährlich mit denen der Privatwirtschaft im Kanton, denn ich war immer überzeugt, dass ein etwas besser bezahlter Monteur, beispielsweise im Toggenburg, der jede Trafostation und jeden Bauern mit Namen kennt, viel mehr bringt als ein etwas schlechter bezahlter, der keine Ahnung hat, wohin er bei einer Störung laufen muss. Neue Mitarbeitende begrüsste ich deshalb immer mit Handschlag und dem Glückwunsch: ‹Sie arbeiten ab sofort in der besten Unternehmung.› Zu einer jungen Frau sagte ich: ‹Sie werden noch bei der SAK pensioniert.› Sie arbeitet heute noch da und die Chancen stehen gut, dass ich recht behalte.»

Vor Jahrzehnten sagte einer meiner Bekannten den Satz: ‹Schubse deine Mitarbeitenden, wenn immer möglich, vorwärts. Werfe ihnen auf keinen Fall Knebel zwischen die Beine.› Ich habe mich an diese Maxime gehalten, wann immer es ging, und bin damit sehr gut gefahren. Wer gute Mitarbeitende fördert und fordert, wird selten enttäuscht. 

Bei meiner Pensionierung 1993 glaubte niemand, dass in ‹meiner› SAK so gewaltige Veränderungen hinsichtlich der Elektrowirtschaft zu bewältigen sein würden. Auch als Rentner verfolge ich die Entwicklung der SAK mit grossem Interesse und hoffe, dass die Unternehmung diese Herausforderungen meistern wird.»

Bernhard Niederer war von 1957 bis 1993 bei der SAK tätig, zuletzt als Leiter Personal.

Zahlen und Fakten

Direktor
Theo Wipf
Direktion
Alfred Bürkler, Adolf Loser
Verwaltungsratspräsident
Hans Ulrich Stöckling
Verwaltungsrat
Hans Höhener, Hermann Fässler (ab Februar 1997), Titus Giger, Hans-Peter Härtsch, Beat Jud, Dr. Walter Kägi, Marianne Kleiner (ab Februar 1997), Dr. Arthur Loepfe, Alex Oberholzer, Hans Rohrer, Alfred Stricker (bis Februar 1997), Ueli Widmer, Franz Würth (bis Februar 1997)
Anzahl Mitarbeitende
283
Fläche Versorgungsgebiet
2’325 km2
Einwohner
400’000
Energie
2’477 Mio. kWh
Produktion
7 Kraftwerke
Netz
39 Unterwerke
898 Trafostationen
ca. 3’800 km Stromnetz