2007
2009

Neue Struktur: Gründung der SAK Holding

Im Unterschied zu andern Kantonswerken war die St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG seit ihrer Gründung eine Aktiengesellschaft. Das hatte auch damit zu tun, dass an der SAK mit St.Gallen und Appenzell Ausserrhoden zwei Kantone beteiligt waren. 1951 kam als dritter Aktionär Appenzell Innerrhoden hinzu. Nach dem definitiven Scheitern des Hexagon-Projekts, das die Zusammenfassung aller an der NOK (Nordostschweizerische Kraftwerke) beteiligten Kantonswerke in der Axpo vorsah, konnte die SAK bezüglich ihrer Besitzstruktur nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Dies, weil das Strommarktgesetz mehr Transparenz forderte, wie SAK Verwaltungsratspräsident Hans Ulrich Stöckling im Februar 2009 vor den Medien erläuterte. Die neuen Vorschriften brachten es mit sich, «dass diverse eingespielte Mechanismen insbesondere der Rechnungslegung, der Preisgestaltung und der Veröffentlichung von Jahresrechnung und Preisen durch andere Verfahren ersetzt werden müssen», wurde dazu im Verwaltungsrat protokolliert.

Trennung zwischen operativem Geschäft und Beteiligungen

Aus den ausgiebigen Diskussionen, die über die Eigentümerstrategie geführt wurden, ging die folgende Lösung hervor: Die bisherige St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG wurde in die SAK Holding AG umbenannt. Die SAK Holding ist eine Beteiligungsgesellschaft mit einem Aktienkapital von 25 Mio. Franken und gehört vollumfänglich den Trägerkantonen St.Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden. Sie hält 100% des Aktienkapitals der neu gegründeten Betriebsgesellschaft SAK AG  sowie die Beteiligung an der Axpo-Gruppe. Die Betriebsgesellschaft mit einem Aktienkapital von 200 Mio. Franken übernahm Anlagen und flüssige Mittel im Wert von 465 Mio. Franken. Die Verwaltungsräte der beiden Gesellschaften sind identisch.

«Mit der Gründung der SAK Holding AG und der SAK AG als alte und neue SAK Betriebsgesellschaft konnte eine Firmenstruktur definiert werden, die den verschiedenen aktuellen und erwarteten Anforderungen gerecht wird», wurde im Geschäftsbericht 2008/09 ausgeführt. «Mit der Holdinggründung erfolgte eine klare Entkopplung zwischen dem operativen Geschäft, das Netzbau und -betrieb, Energie- und Netzwirtschaft sowie eigene Stromproduktion umfasst, und dem Beteiligungsgeschäft.» In der Betriebsgesellschaft werde der Geschäftsgang klar von Beteiligungen entkoppelt und transparent dargestellt. So könnten die Marktentwicklungen in Zukunft besser nachvollzogen werden, und die SAK erfülle die gesetzlichen Erfordernisse.

Axpo-Aktien bleiben bei der SAK

Ebenfalls erwogen, aber verworfen wurde die Möglichkeit, die Axpo-Aktien (12.501% des Axpo-Kapitals von 370 Mio. Franken) auf die Besitzerkantone der SAK zu übertragen. Dadurch hätte die SAK die Flexibilität verloren, die Dividenden der Axpo (früher NOK), die sie oft an die Kantone weitergeleitet hat, allenfalls auch für eigene Bedürfnisse zu verwenden – falls es noch Dividenden gibt. Bei den anderen Kantonen sind im Kanton Zürich und im Aargau die Axpo-Aktien zwischen Kanton und Elektrizitätswerk aufgeteilt, im Thurgau hält das Elektrizitätswerk die Anteile, in Schaffhausen, Glarus und Zug ist es der Kanton.

Die Energiebranche war während Jahrzehnten, auch für die Gemeinden, mit ihren regelmässig abgelieferten Erträgen eine sichere Cashcow, also eine Geldkuh. Von 1988/89 bis 2005/06 hat die SAK insgesamt 109.78 Mio. Franken an ihre Besitzer ausgeschüttet, wobei darin auch Axpo-Dividenden enthalten waren. Das hat sich im Zeitalter der Privatisierung und Liberalisierung geändert. Für das Geschäftsjahr 2008/09 verzichtete die SAK «zugunsten eines tiefen Energie- und Netzpreises» auf eine Dividende an die SAK Holding. Der Markt fordert also seinen Preis. Eine Reihe von Gemeinden hat ihre Elektrizitätswerke verkauft, und bei der längst gesamteuropäisch tätigen Axpo, die 2012/13 noch 74 Millionen an die Kantone bezahlte, kam es 2013/14 zu einem Dividendenausfall. Massive Wertberichtigungen auf Anlagen und Kraftwerken führten zu einem Verlust von 730 Mio. Franken. Die letztjährige Dividende dürfte «auf Jahre hinaus die letzte Zahlung gewesen sein, falls nicht der Stromhandel und das Dienstleistungsgeschäft noch für ein Wunder sorgen und die Ertragslücke, die der Einbruch der Strompreise in Europa in die Rechnungen der Energieversorger gerissen hat, schliessen können», kommentierte die Neue Zürcher Zeitung.

Viktor Schilter

Kopien eines Unterwerks und eine neue Idee gegen Trafolärm

Viktor Schilter war von 1973 bis 2006 Architekt bei der SAK. Er baute eine Menge Unterwerke in der Ostschweiz und hatte einen ungewöhnlich abwechslungsreichen Job. Er trug seinen Teil dazu bei, dass das Brummen von Transformatoren aus dicht besiedelten Gebieten verschwand.

«Eine meiner Hauptaufgaben war der Bau von Unterwerken in einer Zeit, als die SAK ihr Netz und damit die Versorgungsqualität ausbaute – damals hatten wir einen regelrechten Boom. Unterwerke benötigt es, um Hochspannung in Niederspannung zu transformieren. Sind grosse Distanzen zu überwinden, eignet sich hohe Spannung besser als niedrige, weil die Verluste bei Hochspannung kleiner sind. Je näher man aber dem Endverbraucher kommt, umso niedriger wird auch die Spannung. Meine Premiere bezüglich Unterwerksneubau war das Unterwerk Rietli in Goldach. Danach wurde die Arbeit für mich etwas mehr zur Routine, denn es machte Sinn, die Architektur neuer Unterwerke nicht jedes Mal von Grund auf neu zu entwerfen, sondern zu kopieren, was brauchbar, und anzupassen, was nicht mit den Gegebenheiten vor Ort und den technischen Vorgaben vereinbar war.

Bei meiner Arbeit genoss ich viele Freiheiten und nahm eine grosse Bandbreite von Aufgaben wahr: Ich schrieb Offertdevis und -zusammenstellungen, zeichnete Projekt- und Ausführungspläne, machte Bauführungen, erstellte Abrechnungen und später auch Kostenvoranschläge und Kreditgesuche. Das war ein Traumjob und dieses Stellenprofil hatte klare Vorteile: Wenn es auf meinen Plänen Fehler hatte oder ich eine Ausschreibung zu wenig präzis formuliert hatte, bekam ich das auf der Baustelle unmittelbar zu spüren. So lernte ich für die nächsten Projekte.

Weil sich das Geschäft so stark entwickelte, wurde ein weiterer Architekt eingestellt. Wir teilten uns das SAK Gebiet geographisch auf – er wohnte im st.gallischen Uzwil und orientierte sich gegen Westen, ich wohnte in St.Gallen und bearbeitete die östlichen Regionen – also das Rheintal und Teile des Appenzellerlandes. Dazwischen waren wir mit Renovationen und Neubauten von Regionalvertretungen und Werkhöfen beschäftigt. Auch der Unterhalt der SAK Wohnhäuser lag lange in den Händen unseres Chefs. Über die Jahre bildete sich intern bezüglich Architektur ein enormes Know-how. Wir kannten alle Abteilungen und ihre Bedürfnisse. Heute arbeitet man mit externen Architekturbüros zusammen, was andere Vorteile hat.

Einmal stellte sich uns ein besonderes Problem: Transformatoren bei Unterwerken befanden sich wegen der Abwärme normalerweise im Freien. In bewohnten Gebieten reklamierte man ihr deutlich vernehmbares Brummen. Die Lösung konnte nur eine Integration der Transformatoren ins Gebäude sein. Wir erstellten das erste Unterwerk nach diesem Konzept in Herisau und erarbeiteten dafür eine neuartige Raumaufteilung, bei der wir die Transformatoren hinter grossen Falttoren ‹versteckten› und die technischen Anlagen teilweise zweistöckig anordneten. Die Trafos erwärmen so die Luft im Gebäudeinneren und im Winter profitiert der ganze Baukörper von der Abwärme. Im Sommer muss aber die erwärmte Luft via Dach ins Freie strömen können. Das macht eine grosse, regendichte Dachöffnung nötig, die den Luftaustritt mittels Thermostaten und beweglichen Klappen regulierbar macht. Die kühlende Zuluft gelangt durch Vorschächte im Boden in den Traforaum. Das System funktionierte und hat sich bis heute bewährt.»

Viktor Schilter war von 1973 bis 2006 bei der SAK tätig und als Leiter Architektur tätig.

Zahlen und Fakten

Vorsitzender d. Geschäftsleitung
Rolf Domenig
Geschäftsleitung
Lukas Mäder, Heinz Reichen, Ueli Risch (bis August 2008), Jürg Solenthaler (ab September 2008), Adriano Tramèr (ab Oktober 2008)
Verwaltungsratspräsident
Hans Ulrich Stöckling
Verwaltungsrat
Jakob Brunnschweiler, Dr. Josef Keller (ab März 2008), Hermann Fässler (bis Februar 2008), Köbi Frei, Dr. Daniel Gut (ab März 2008), Ernst Hanselmann (bis Februar 2008), Willi Haag, Hans-Peter Härtsch, Beat Jud, Stefan Sutter
Anzahl Mitarbeitende
260
Fläche Versorgungsgebiet
2’325 km2
Einwohner
425’000
Energie
2’848 Mio. kWh
Produktion
7 Kraftwerke
Netz
36 Unterwerke
980 Trafostationen
4’300 km Stromnetz