1998
2000

Start auf dem Säntis: Die Aktion OekoStromInvest

Im Bestreben, die erneuerbaren Energien zu fördern, traf sich am 27. Mai 1999 auf dem Säntis eine illustre Gesellschaft. Der konkrete Anlass war die Lancierung der Aktion OekoStromInvest, an der neben der SAK sowie Energieversorgungsunternehmen (EVU) aus ihrem Versorgungsgebiet die Appenzellische Vereinigung zur Förderung umweltfreundlicher Energien und der NordOstschweizerische SolarEnergie-Verband NOSEV beteiligt waren. Auf den Ostschweizer Hausberg verlegte man die Medienorientierung aber nicht (nur) wegen der schönen Aussicht, sondern weil auf dem Säntis eine Solaranlage gebaut werden sollte, «die für das Publikum sichtbar und erlebbar ist». Der Säntis, so wurde im Verwaltungsrat der SAK festgestellt, habe «auch für unser Versorgungsgebiet symbolische Bedeutung, treffen doch die drei Kantone SG, AR und AI auf dem Gipfel aufeinander».  

Für die Werbewirkung nahm man auch Mehrkosten in Kauf, die durch die  klimatischen Bedingungen verursacht wurden. Die Aufwendungen für die Solaranlage wurden auf 70'000 Franken veranschlagt. Auf die Säntisbahn entfielen 54'000 Franken: 34'000 für die Anlage und 20'000 für die notwendige Metallkonstruktion. Die SAK steuerte 10‘000 Franken aus dem Fonds für rationelle Energienutzung bei, «angesichts der grossen Breitenwirkung, des Signalcharakters einer Anlage auf dem Säntis und der grossen Werbewirkung». Vom Bund erwartete man einen Beitrag von 6'000 Franken.

Scharnier zwischen Produzent und Bezüger

Das neue Modell, mit welchem die dezentrale Produktion gefördert werden sollte, sah vor, dass OekoStromInvest eine Scharnierfunktion zwischen den Produzenten und den Bezügern von Ökostrom übernahm. Man suchte einerseits Produzenten, die bereit waren, Anlagen neu zu erstellen oder bestehende Anlagen zu erneuern. Ihnen vergütete OekoStromInvest während zehn Jahren die Differenz zwischen den höheren Gestehungskosten ihrer Anlagen und dem Rückliefertarif des EVU. Andererseits brauchte man Kunden, die mit der Zeichnung von Anteilscheinen – ab einem Betrag von 50 Franken – Kapital bereitstellten. Die Kunden erwarben sich damit das Recht auf einen entsprechenden Anteil an der Produktion während mindestens zehn Jahren. Dabei konnten sie wählen, ob sie ihr Geld für die Stromproduktion aus Sonne, Wind, Wasser, Biomasse (Holz) oder Biogas einsetzen wollten. Und es spielte keine Rolle, von welchem EVU im Versorgungsgebiet der SAK sie ihren Strom bezogen.

Vielversprechender Start

Bisher sei die erneuerbare Energie immer durch Subventionen unterstützt worden, erklärte der St.Galler Regierungsrat und SAK Verwaltungsrat Walter Kägi auf dem Säntis. OekoStromInvest hingegen fasziniere, weil die tragende Basis auf privater Initiative beruhe, und weil nicht nur Solarenergie gefördert werde. Ein Fachbeirat aus fünf Mitgliedern stellte die Kriterien für die zu fördernden Anlagen auf, beurteilte die Gesuche von Produzenten, überwachte die Produktionszahlen der Anlagen und kontrollierte die Verwendung der finanziellen Mittel.

OekoStromInvest erhielt ein Startkapital von 200'000 Franken und lief auf dem Säntis gut an. «Manuela Festini und Anny Zeller hatten danach alle Hände voll zu tun, denn rege benützten die Anwesenden die Gelegenheit zur Zeichnung von Anlagescheinen. So hat sich der Fonds anlässlich dieses Gipfeltreffens bereits mit 20'000 Franken geäufnet!», berichtete die SAK Hus Zitig 2/99 begeistert. Die SAK übernahm die Kosten für das Marketing und die Werbung und stellten die notwendige administrative Infrastruktur.

Die Fortsetzung verlief dann eher zäh, und OekoStromInvest wurde nicht die erhoffte Erfolgsstory. «Dank 523 Kunden konnten so 15 neue Produktionsanlagen gefördert werden», lautete die Bilanz, die im Geschäftsbericht 2000/01 der SAK gezogen wurde. Bei der Lancierung hatte man als Ziel 4'000 Kunden innert drei Jahren genannt. Weil der Partner Axpo im Herbst 2000 das neue Naturstromprodukt Axpo Prisma lanciert hatte, wollte die SAK nicht zweigleisig fahren und verzichtete «zugunsten von Prisma auf den weiteren Vertrieb von OekoStromlnvest». OekoStromInvest wurde 2001 vom NordOstschweizerischen SolarEnergie-Verband (mittlerweile Regionalgruppe Nordostschweiz der Schweizerischen Sonnenenergievereinigung) NOSEV übernommen, der von Anfang an beim Projekt dabei war. Dieses werde an «würdige Nachfolger» übergeben, hiess es in der SAK Hus Zitig 2/01. Es war der Abschied der SAK von der Aktion OekoStromInvest, nicht aber vom Engagement für die erneuerbaren Energien.

Hans Frei

Zigarren und flambiertes Dessert bei Chez Fritz

Hans Frei war Leiter Materialwirtschaft, begann bei der SAK aber als Uhrmacher und arbeitete sich, weil er immer schon ein «Drängeli» war, Schritt für Schritt hoch. Für ihn als Diepoldsauer «Bub vom Land» waren SAK Feiern anfangs ein grosses Erlebnis und flambierte Desserts bei Chez Fritz ein absoluter Höhepunkt.

«Mein Vater, ein Diepoldsauer, hörte von einem Elektrokontrolleur der SAK, einem anderen Diepoldsauer, dass eine Stelle als Uhrmacher für Steuerungen bei der SAK zu besetzen sei. Ich war 22 Jahre alt und musste mir erklären lassen, wer oder was die SAK ist. Gleich am Samstag darauf, um 9 Uhr morgens, führte ich – der unerfahrene Landbub – mit der obersten Garde der SAK ein Vorstellungsgespräch. Mir gegenüber sassen der Direktor Vetsch, zwei Herren von der Betriebsleitung und der kaufmännische Direktor. Schliesslich sagte der Direktor aber doch: ‹Sie gefallen uns, zeigen Sie uns mal Ihre Hände.› Und dann: ‹Die sind geeignet, um Uhrmacher zu werden.› Ich hatte nie zuvor etwas mit Uhren zu tun gehabt. Man fragte, wann ich anfangen wolle. Ich sagte: ‹Ich bin frei, wie mein Name schon sagt, am liebsten gleich.› Mit Handschlag wurde meine Anstellung besiegelt.

So war in meiner ersten Arbeitswoche mein Kollege nicht in der Werkstatt. In der zweiten sass ich schon bei der Arbeit, als er kam. Er fragte: ‹Was machen Sie hier?› Ich sagte: ‹Ich wurde als Uhrmacher angestellt.› Er fragte: ‹Wer sagt das?› Ich sagte: ‹Die Direktion.› Er arbeitete mich dann ein, behielt aber immer etwas Information für sich. Er sagte: ‹Ich zeige Ihnen den Rest, wenn ich den Vertrag als neuer Eichmeister habe.› Den bekam er und so wurde er mein Chef.

Anfang der 1960er-Jahre wurde im Unterwerk Buchs eine neue Rundsteueranlage in Betrieb gesetzt. Ich war wohl 25 Jahre alt. Es hiess, es gebe eine Feier und ein ‹bomben› Mittagessen im Restaurant Chez Fritz in Buchs. Alle waren da und den ‹Hohen› der SAK und mir kugelten vor Staunen fast die Augen aus dem Kopf. Schon zum Apéro konnte man leckerste Gerichte auswählen und ich weiss noch, dass ich ehrlich keine Ahnung hatte, was ich bestellte, weil ich solches Essen nicht gewohnt war. Mächtig beeindruckte mich das flambierte Dessert. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Wir rauchten Zigarren, tranken Schnäpse und ich dachte mir: ‹Leck, wie geht es mir gut!› 1964, als die SAK ihr 50-jähriges Jubiläum feierte und wir eine Bodenseerundfahrt machten, ging auf dem Schiff sogar der Wein aus. Allerdings muss man wissen: Wir hatten damals wirklich kein Geld. Gab es etwas gratis, hat man eben richtig ‹reingehauen›.»

Hans Frei war von 1971 bis 2000 bei der SAK tätig, zuletzt als Leiter Materialwirtschaft.

Zahlen und Fakten

Direktor
Theo Wipf
Direktion
Alfred Bürkler, Adolf Loser
Verwaltungsratspräsident
Hans Ulrich Stöckling
Verwaltungsrat
Hans Höhener, Jakob Brunnschweiler (ab Februar 1999), Hermann Fässler, Titus Giger, Hans-Peter Härtsch, Beat Jud, Dr. Walter Kägi, Marianne Kleiner, Dr. Arthur Loepfe, Alex Oberholzer (bis Februar 1999), Hans Rohrer, Ueli Widmer (bis Februar 1999)
Anzahl Mitarbeitende
264
Fläche Versorgungsgebiet
2’325 km2
Einwohner
400’000
Energie
2’586 Mio. kWh
Produktion
7 Kraftwerke
Netz
39 Unterwerke
912 Trafostationen
ca. 4’000 km Stromnetz