2011
2013

«Die Stromexperten»: Kauf der EcoWatt AG

Seit 2012 gehört auch ein Ingenieurunternehmen zur SAK: Am 1. Oktober übernahm die SAK sämtliche Aktien der EcoWatt AG im thurgauischen Bürglen. Mit dem innovativen Unternehmen für Energietechnik könne die SAK «ihr Kompetenzspektrum mit einem weiteren Element erweitern», hiess es dazu im Geschäftsbericht 2012/13. «Man hat nicht jeden Tag die Gelegenheit, einen solchen Kauf zu tätigen. Es ist also spannend für beide Firmen», wurde SAK CEO Stefano Garbin in der Thurgauer Zeitung zitiert. Für die EcoWatt AG mit inzwischen 30 Mitarbeitenden, die 1989 von Martin Häni gegründet wurde, standen die langfristige Unternehmenssicherung und eine frühzeitige Nachfolgeregelung im Vordergrund. Zudem erhoffte sich Häni von der Übernahme eine Erweiterung des Marktgebiets und die Nutzung von Synergien. Da sich der Strommarkt im Umbruch befinde, brauche es künftig eine gewisse Grösse.

Stark im Smart Metering

Die EcoWatt AG gehörte schon damals zu den führenden Ingenieurunternehmen für elektrische Energietechnik und war für gut 40 Energieversorgungsunternehmen (EVU) und über 30 Industriebetriebe in den Kantonen Thurgau, Schaffhausen und Zürich tätig. Besonders stark ist sie im Bereich Smart Metering, wo sie den EVU umfassende Dienstleistungen anbieten kann und gegenüber der Konkurrenz einen gewissen Vorsprung besitzt. Smart Meter sind intelligente Stromzähler, die den Stromverbrauch der Kunden automatisch an das EVU übermitteln. Bei diesem werden die Daten, ebenfalls vollautomatisch, von den Abrechnungssytemen und dem Kundendienst verarbeitet.

Die SAK startete bereits im März 2012 ein Projekt Smart Metering/Smart Grid. «Die neu eingesetzten Smart Meter verfügen über verschiedene integrierte Schnittstellen, können bei Bedarf an ein System angebunden werden und somit die zukünftigen Bedürfnisse bedarfsgerecht und flexibel abdecken», wurde dazu im Geschäftsbericht 2012/13 ausgeführt. Da passte die EcoWatt AG mit ihrem Know-how wunderbar dazu. Seit Oktober 2013 werden im Versorgungsnetz die ersten intelligenten Zähler installiert. «Parallel dazu konnten vertiefte Analysen und konzeptionelle Überlegungen für zukünftige und nachhaltige Lösungen in den Bereichen Zählerfernauslesung und Rundsteuerung gemacht werden», liest man weiter im Geschäftsbericht.

Hilfe im unübersichtlichen Markt

Zu den Dienstleistungen der EcoWatt AG gehört auch die Unterstützung von EVU «in sämtlichen Prozessen zur gesetzeskonformen Preisbildung bei der Netznutzung sowie bei einer marktorientierten Strombeschaffung». Die Prozesse der EVU müssen laufend neuen Anforderungen angepasst werden, gute Marktkenntnisse sind unerlässlich, und für die zunehmenden Risiken, aber auch die Chancen bei Strombeschaffung und Netzbewirtschaftung braucht es einen kompetenten Partner. Weiter bietet die EcoWatt AG Hilfe beim Ausbau der elektrischen Verteilnetze an. Hier bewegen sich die EVU, wie die EcoWatt AG auf ihrer Website schreibt, «in einem Spannungsfeld von gesetzlichen Auflagen und hoher Kapitalintensität der Versorgungsnetze auf der einen und der geforderten Versorgungssicherheit auf der anderen Seite». Da ist eine systematische und sorgfältige Netzplanung unerlässlich. Mit dem Hinweis darauf, dass Brandfälle auf Grund von mangelhaften Installationen und Geräten sowie Elektrounfälle mit Personenschäden nach wie vor keine Seltenheit sind, wirbt die EcoWatt AG für ihre Sicherheitsberatung im Bereich Installationskontrolle. Mit ihren vielfältigen Service-Dienstleistungen will es die EcoWatt AG den EVU ermöglichen, «auch in Zukunft unabhängig und erfolgreich am Markt zu agieren».

Die EcoWatt AG ist nicht die einzige Tochtergesellschaft. 2014 war die SAK Gruppe an den Wasserkraftwerken Stoffel (Mels), Unterterzen und Schils (Flums) sowie an der Sacin AG (Sicherheitsprüfungen in elektrischen Installationen und Gebäude-Blitzschutz) mit 50% oder mehr beteiligt. Minderheiten hält die SAK Holding an der Axpo Holding (12,5%) und  der Energieagentur St.Gallen GmbH.

Thomas Schwarz

Ein Irrgarten im Keller, neue Welten für die Agglomeration und zwei Twizys

Thomas Schwarz ist Manager Fibre-to-the-Home, des Glasfasernetzbaus der SAK. Er initiierte eher zufällig eine SAK Laufgruppe, sorgt dafür, dass der Ausbau des Glasfasernetzes in der Region reibungslos klappt und fährt Twizy, ohne einen Franken für Strom zu zahlen.

«Am ersten Tag bei der SAK wurde ich herumgeführt, man zeigte mir die Abteilungen, stellte mir Mitarbeitende vor und führte mich auch durch das weitläufige und verzweigte Kellergeschoss. Man erklärte mir: ‹Jetzt sind wir unter diesem Haus, jetzt unter jenem.› Als ich später alleine nach den Duschen suchte, hatte ich keine Ahnung mehr, wo sie sein könnten. Das Kellersystem gleicht einem Irrgarten. Die Duschen suchte ich, weil ich über Mittag Sport treibe. Ein Bürokollege schloss sich an, bald folgte ein dritter. Unser Grüppchen wurde weiter bekannt und heute laufen fünf Mitarbeiter regelmässig in unterschiedlicher Zusammensetzung, je nach Leistungsniveau, immer über Mittag, zwischen 40 und 60 Minuten, und das immerhin seit dreieinhalb Jahren. Heute verirre ich mich nicht mehr, wenn ich eine Dusche brauche.

Beruflich ein befriedigender Augenblick war, als wir mit dem Projekt Fibre-to-the-Home (FTTH) aus der Konzeptphase heraustraten. Bis zu jenem Zeitpunkt hatte ich am Konzept gearbeitet, viel nachgedacht, Mitarbeitende einbezogen und Erfahrungen einfliessen lassen. Irgendwann hatten wir ein Konzeptpapier. Es folgte eine Phase, in der wir Mitarbeitende «rekrutierten», anfänglich eine Pilotgruppe von sechs, sieben Leuten. Heute arbeiten 50 Kollegen am Glasfasernetz, wir haben die Herausforderung angenommen, externe Kräfte über Verträge ins Boot geholt, bei Lieferanten Mengen hinterlegt, um gute Preise zu bekommen. Wir wechselten von einer Phase des Testens und der relativen Unverbindlichkeit in eine Phase, in der wir organisiert nach Masterplan auf bestimmte Zielgrössen und Deadlines hinarbeiten.

Heute operieren wir mit vollem Speed, beschäftigen 50 eigene und 50 externe Fachkräfte und statten rund 7'000 Nutzungseinheiten pro Jahr mit Glasfaser aus – meistens Privathaushalte, denn hier wird der Bedarf an hohen Datenübertragungsraten weiter steigen. Wenn jemand nur selten im Internet surft, wird er mit konventionellen Raten zufrieden sein, lädt sich jemand aber grössere Datenmengen herunter, beispielsweise in Form von Musik oder Filmen, erzielt er mit Glasfaser deutlich höhere Leistung. Am markantesten ist der Leistungszuwachs in der Agglomeration: Kundinnen und Kunden strahlen da regelrecht vor Freude, weil ihnen das Glasfasernetz wirklich neue Welten eröffnet.

Spass macht mir noch etwas anderes: Ein Kollege kaufte sich einen Renault Twizy, ein Elektrofahrzeug für zwei hintereinander sitzende Personen mit 80 Kilometern Reichweite und einer Höchstgeschwindigkeit von 84 Stundenkilometern. Ich fand den Wagen cool und brauchte gerade ein neues Fahrzeug für meinen Arbeitsweg. Darum entschloss ich mich, ebenfalls einen anzuschaffen. Nun sammelt die SAK Innovationen in ihrer Ideenwerkstatt. Wir präsentierten dort eine Idee zur Unterstützung der Elektromobilität bei der SAK – und bekamen prompt Steckdosen gesponsert, an denen wir unsere Twizys kostenlos aufladen dürfen. Einzige Auflage ist etwas Fahrzeugwerbung für die SAK. So fetzen wir heute äusserst kostengünstig und ökologisch verträglich zur Arbeit.»

Thomas Schwarz ist seit 2011 bei der SAK als Manager FTTH tätig.

Zahlen und Fakten

Vorsitzender d. Geschäftsleitung
Stefano Garbin
Geschäftsleitung
Lukas Mäder, Jürg Brumann (ab April 2012), Heinz Reichen (bis März 2012), Jürg Solenthaler, Adriano Tramèr
Verwaltungsratspräsident
Dr. Josef Keller
Verwaltungsrat
Jakob Brunnschweiler, Andreas Frank, Köbi Frei, Dr. Daniel Gut, Willi Haag, Beat Jud, Roland Rebsamen, Stefan Sutter, Benedikt Würth (ab Februar 2012)
Anzahl Mitarbeitende
300
Fläche Versorgungsgebiet
2’375 km2
Einwohner
440’000
Energie
2’984 Mio. kWh Jahresabsatz
Produktion
14 Kraftwerke
62 Mio. kWh erneuerbare Energie
Netz
37 Unterwerke
über 1’100 Trafostationen
4’420 km Stromnetz
SAKnet
8’000 Anschlüsse
350 km Glasfasernetz