2003
2005

Fliegen statt Klettern: Leitungskontrolle per Helikopter

Schon seit den 1990er Jahren kontrolliert die SAK ihre Freileitungen mit dem Helikopter. Damals wurden vom Bund Auflagen für den Unterhalt der Starkstromleitungen erlassen. Gemäss der eidgenössischen Starkstromverordnung müssen Leitungen zweimal im Jahr zu Fuss abgelaufen und auf Schäden untersucht werden. Alle acht Jahre ist eine Grosskontrolle vorgeschrieben. «Früher kletterten die Mechaniker die Masten hoch, untersuchten die Leitungen, kletterten wieder hinab – und, falls nötig, mit Ersatzteilen wieder hoch», beschrieb das St.Galler Tagblatt einmal das frühere Verfahren. Ausserdem musste bei jeder Begehung der Strom ausgeschaltet werden. Die SAK nahm deshalb den Helikopter zu Hilfe. «In den ersten zwei Jahren wurden, aussen auf den Kufen des Helikopters stehend, Fotos der Schäden gemacht. Nachträglich gesehen war das doch ein recht abenteuerliches Unterfangen», schrieb Paul Spengler, Bauleiter Grossleitungsbau bei der SAK, in der SAK Hus Zitig 3/01.

90% Arbeiten für Dritte

Als nächstes wurde vorne am Helikopter eine per Joystick bedienbare Videokamera befestigt. «Insbesondere Risse bei den Betonausgüssen von Auslegern, Blitzschläge in Isolatoren und ungenügende Erdseilverbindungen sind», so Spengler, «aus der Vogelperspektive sehr gut zu dokumentieren.» Anschliessend wurden die Aufnahmen am Computer verarbeitet und zu einer Dokumentation zusammengefasst. Wurden Defekte entdeckt, so mussten die Monteure nach wie vor auf die Masten klettern.

Schon bald kontrollierte die SAK nicht mehr nur ihre eigenen Leitungen. Bereits 2001 belief sich der Anteil der Fremdaufträge aus der ganzen Schweiz auf rund 90%. Ein solcher Fremdauftrag war zum Beispiel die Kontrolle von SBB-Freileitungsmasten an der Bahnlinie Hendschiken-Muttenz, über welche die Aargauer Zeitung im April 2002 berichtete. «Für uns bedeuten sechs bis sieben Flugstunden einen Arbeitstag von zwölf Stunden», erklärte Paul Spengler bei der Gelegenheit, und das Filmen erfordere höchste Konzentration. Die Flexibilität der Spezialkamera und die erstklassige Bildqualität würden die Aufdeckung auch kleinster Schäden ermöglichen: «Eine aus einer Entfernung von 50 bis 80 Metern von einem Mast aufgenommene Schraube kann nach der Filmauswertung in PC-Bildschirmgrösse dargestellt werden.» Das neue Verfahren bringe eine Kostensenkung dank gezielter Instandhaltung, rechtzeitiger Materialbeschaffung und optimalem Einsatz der Ressourcen. Mittlerweile wurde das «Leitungskontrollsystem SAK» von allen grösseren Elektrizitätswerken als Dienstleistung in Anspruch genommen.

Elektrischen Fehlern auf der Spur

Die gute Auslastung ermöglichte den Ausbau und die Weiterentwicklung der teuren Infrastruktur. Ziel war ein Aufnahmegerät, das auch elektrische Fehler in den Leitungen entdecken konnte. Mit einer Spezialkamera sollten sogenannte Koronaentladungen, welche im nicht sichtbaren Bereich des Lichtspektrums auftreten, sichtbar gemacht werden. Für die Entwicklung und Produktion solcher Koronakameras gab es weltweit nur gerade zwei Anbieter, einen in Israel und einen in Südafrika. Mit Letzterem, einem optischen Institut an der technischen Hochschule von Pretoria, ergab sich beim Projekt mit dem nicht ganz einfachen Namen «Helikoptergestütztes Kreiselgelagertes Korona Detektions System» eine enge Kooperation. Im November 2003 wurde die Kamera geliefert. «Diese auf unsere Bedürfnisse umgebaute Korona-Kamera wurde in Zusammenarbeit mit der Helifirma Fuchs Schindellegi in eine von dieser zur Verfügung gestellte Stabilisierungskugel eingebaut», führte Daniel Hotz in der SAK Hus Zitig 1/2005 weiter aus. «Es sind nun dieselben erschütterungsfreien Luftaufnahmen möglich, wie wir sie von der bewährten Videoleitungskontrolle her kennen.»

2004 kontrollierte die SAK mit der neuen Kamera im Auftrag der Netz AG der Atel deren 380/200-kV Verbundleitung nach Italien. Hotz war begeistert: «Die Resultate waren schlichtweg umwerfend und übertrafen unsere grössten Erwartungen. Es wurden Leiterseilschäden (mehrere offene Litzen von einigen Metern Länge) detektiert, welche trotz genauer Ortsangaben mit dem Feldstecher vom Boden aus in diesem hochalpinen Gelände nicht erkannt werden konnten. Defekte und korrodierte Armaturen, Brandspuren in Abspannklemmen und viele andere Stellen konnten mit diesem System erkannt und lokalisiert werden.» Nicht immer übrigens, wenn man den betreffenden Fuchs-Helikopter sieht, ist er für die SAK unterwegs. Bei der Tour de Suisse zum Beispiel fliegt er fürs Schweizer Fernsehen.

Emil Hersche

Fliegende Mistgabeln und Freileitungen aus blankem Eisendraht

Emil Hersche war Leiter Hausinstallationen und besonders in seinen ersten Berufsjahren bei der SAK ständig auf Achse. Für bauernschlaue, kleine Tricksereien war er zu haben, nicht aber für Sicherheitsmängel, wie er sie in den 1970er-Jahren im toggenburgischen Libingen vorfand.

«Ich kam als 25-jähriger Elektromonteur zur SAK und trat eine neu geschaffene Stelle an. Man hatte vorher Strom verkauft und das Netz unterhalten, aber keine Hausinstallationen gebaut. Nun kaufte man einen VW-Bus, füllte ihn mit Material und schickte mich auf Tour. Ich unterstützte von Zeit zu Zeit auch Elektroinstallateure, die mit ihren Arbeiten, vor allem mit der Mängelbehebung aus periodischen Mängelberichten, im Rückstand waren. So ein Support konnte Tage oder Wochen dauern. Einmal schickte man mich zu einem Installateur, bei dem ich vier Wochen lang solche Mängelberichte erledigen sollte. Ich nahm im Sarganserland ein Zimmer, denn das Reglement sah vor, dass man, sobald die Übernachtungsspesen kleiner waren als die Reisespesen, vor Ort zu übernachten hatte. Ab und zu hängte ich aber den Kilometerzähler des Fahrzeugs aus – das ging damals noch –, fuhr nach Hause und am nächsten Tag wieder zur Arbeit, ohne dass das jemand merkte.

Obwohl unsere Kundinnen und Kunden meistens freundlich mit uns umgingen, gab es doch besondere Vorfälle. Einmal hatten wir einen Kunden im ausserrhodischen Bühler, der mir am Telefon schon sagte, ich dürfe an seine Grundstückgrenze heranfahren, aber keinen Meter weiter. Ich müsse dann warten, er schaue aus dem obersten Fenster seines Hauses und werde mir zurufen, wenn ich seinen Boden betreten dürfe. Ich fuhr also zu ihm hin und tatsächlich schaute er aus dem Fenster, winkte und gab mir die Erlaubnis, ans Haus heranzufahren. Der Mann war bekannt für solche Geschichten und man wusste nie, womit man rechnen musste. Einem Kollegen rannte einmal ein wütender Bauer nach und warf schliesslich mit der Mistgabel nach ihm. Da nahm man besser ‹die Hinterbeine nach vorn›.

Eine meiner schönsten Zeiten war, als die SAK das Stromnetz im toggenburgischen Libingen übernahm. Es war sehr alt, sehr schwach und sehr störungsanfällig. Ich besuchte also im ganzen Gebiet Haus für Haus, kontrollierte die Installationen und fragte, was man künftig ans Netz anschliessen wolle – Kochherde, Heubelüfter oder andere Elektrogeräte. Mir gefiel das Verhandeln und ich war auch sehr willkommen bei den Leuten. Für sie bedeutete mein Besuch nämlich, dass Stromversorgung und Stromqualität endlich ein gutes Niveau bekommen würden. Das Netz war weitläufig und verzweigt, die Häuser standen verstreut in einem grossflächigen Gebiet. Ich stiess hier auf Installationen, von denen ich nicht geglaubt hätte, dass sie noch existieren. An einem Ort liessen sich zwei Drähte direkt nach der Hauptsicherung zusammenführen, ohne dass eine 6-Ampere-Sicherung auslöste. Woanders bestand das letzte Stück der Niederspannungsleitung aus blankem Eisendraht, der über eine längere Distanz geführt wurde. Der Strom reichte am Ende noch knapp für ein paar Glühbirnen, mit Sicherheit hatte das aber nichts zu tun. Unterhaltsam war, dass – es waren die 1970er-Jahre – meine Frau jeweils mit mir auf Tour kam. Während ich Kundinnen und Kunden besuchte, sass sie im Auto und strickte. Das würde sie heute, nach über 30 Ehejahren, kaum mehr machen!»

Emil Hersche war von 1980 bis 2010 bei der SAK tätig, zuletzt als Leiter Hausinstallationen.

Zahlen und Fakten

Vorsitzender d. Geschäftsleitung
Rolf Domenig
Geschäftsleitung
Lukas Mäder, Heinz Reichen, Ueli Risch, Robert Zingg
Verwaltungsratspräsident
Hans Ulrich Stöckling
Verwaltungsrat
Jakob Brunnschweiler, Hermann Fässler, Köbi Frei (ab Februar 2004), Willi Haag, Ernst Hanselmann, Hans-Peter Härtsch, Beat Jud, Marianne Kleiner (bis Februar 2004), Hans Sutter
Anzahl Mitarbeitende
242
Fläche Versorgungsgebiet
2’325 km2
Einwohner
400’000
Energie
2’700 Mio. kWh
Produktion
7 Kraftwerke
Netz
37 Unterwerke
930 Trafostationen
ca. 4’100 km Stromnetz