2020
2022

Kraftwerk Schils mit 20 Prozent mehr Leistung

Nach einer rund vierjährigen Modernisierung hat die SAK im September 2021 das Wasserkraftwerk Schils in Flums offiziell in Betrieb genommen. Über zwei Bauetappen hinweg wurde die ganze Kraftwerksanlage saniert und teils neu gebaut – darunter zwei Wehranlagen, Druckrohrleitungen, Wasserstollen und die Zentrale mit ihren beiden Pelton-Maschinensätzen. Durch die umfassende Erneuerung steigerte sich die durchschnittliche jährliche Stromproduktion um gut 20 Prozent.

Am 3. September stellte die SAK ihr saniertes Wasserkraftwerk nach einer rund vier Jahre langen Bauzeit der Öffentlichkeit vor. Mit dem symbolischen Banddurschnitt durch Regierungsrätin Susanne Hartmann wurde der erfolgreiche Abschluss des Modernisierungsprojekts markiert. Das Resultat ist hocherfreulich: Dank den umfangreichen Sanierungen erzielt das Kraftwerk heute eine 20-prozentige Leistungssteigerung– von 40 auf rund 48,5 GWh im Jahr. Damit kann das Kraftwerk rund 2'000 Haushalte mehr mit Naturstrom versorgen – total 11'200. Die Anlage ist die drittgröste im Kanton St.Gallen

Der Umbau eines Traditionskraftwerks

Das Wasserkraftwerk Schils ist ein Bauwerk mit einer über hundertjährigen Geschichte. Die frühere, alte «Kraftwerkszentrale Sägengüetli» wurde 1899 zeitgleich mit der «Zwischenstufe Pravizin» zur Elektrifizierung der Flumser Spinnerei Spoery errichtet. Über die Jahre hinweg wurde die Anlage kontinuierlich ausgebaut. 2009 stellte die Spinnerei aus wirtschaftlichen Gründen den Betrieb ein. Die Immobilien und die Kraftwerke wurden an die Firma Inobas AG verkauft, welche wiederum einen Käufer für die Kraftwerksanlagen suchte. Im Jahr 2014 übernahm diese dann die SAK und begann sogleich mit den Planungsarbeiten für die Kraftwerksmodernisierung. Diese umfasste Sanierungen an verschiedenen Orten entlang der gesamten technischen und baulichen Infrastruktur – aufgeteilt in zwei Bauphasen. Die früher aus fünf Maschinengebäuden und acht Maschinengruppen bestehende Anlage ist heute auf eine Zentrale mit zwei Maschinengruppen reduziert worden. Neben der neugebauten Zentrale – in der heute zwei moderne Maschinensätze Strom produzieren – sanierte die SAK auch die beiden Wasserfassungen «Aeuli» und «Bruggwiti» sowie den kompletten Kraftabstieg.

Ökologische Aufwertungen

Während des Umbaus realisierte die SAK auch verschiedene ökologische Verbesserungen am Fluss Schils. Unter anderem wird heute mehr Restwasser mittels saisonaler Dotierung bei der «Wasserfassung Bruggwiti» abgegeben. Gleichzeitig ist die Seitenfassung neu gebaut und um eine Fischauf- und Fischabstiegseinrichtung ergänzt worden. Die natürliche Fischwanderung ist jetzt in beide Richtungen realisiert und ermöglicht den Fischen das Finden neuer Laichplätze. Mit der Entfernung der historisch irrelevant gewordenen «Winterfassung Bruggwiti» vernetzte die SAK weiter eine Gewässerstrecke von 8 km.

Auch die Schwall-Sunk-Problematik wurde in dem Erneuerungsprojekt angegangen. Neuerdings leitet die SAK das turbinierte Wasser der «Maschinengruppe Aeuli» nach der Kraftwerkszentrale direkt nach der Schlucht-Strecke in den Fluss zurück. Dadurch wird der Grundabfluss im Talschils erhöht, was einen positiven Effekt auf Schwall-Sunk sowie auf die Flora und Fauna hat. Und nicht zuletzt entfernte die SAK die kleine Wasserfassung des Seitengewässers Gallibach und stellte damit dessen natürlichen Zustand wieder her.

Christian Neff

Das drittgrösste Wasserkraftwerk im Kanton SG

Christian Neff startete im Juni 2008 bei der SAK im Bereich Messen & Zählen. Nach dem Abschluss seines Nachdiplomstudiums an der HTW Chur im Bereich «Energiewirtschaft» übernahm er im Jahr 2012 die neue Funktion als Projektleiter im Geschäftsbereich Produktion. In seiner Funktion leitete er mitunter das umfangreiche Sanierungsprojekt am Wasserkraftwerk Schils. Er erzählt von seinen Erfahrungen bei der Wiederinbetriebnahme des drittgrössten Wasserkraftwerks im Kanton St. Gallen:

«Das Thema ‹erneuerbaren Energien› fand ich schon immer faszinierend – besonders das Thema Wasserkraft. Als ich nach meinem Nachdiplomstudium die SAK interne Projektleiter-Stelle sah, war ich sofort Feuer und Flamme. 2014 durfte ich die Projektleitung der Gesamterneuerung und ökologischen Sanierung des Wasserkraftwerks Schils übernehmen. Ein sehr grosses Projekt, welches verschiedene Massnahmen an mehreren Standorten vorsah. Dieser Projekttyp war für mich neu und ich ging anfangs noch etwas gutgläubig an die Thematik ran. Bei den ersten Abklärungen mit den Umweltverbänden ging ich beispielsweise davon aus, dass unser Vorhaben auf grosses Wohlwollen stossen würde. Die Reaktion entsprach aber genau dem Gegenteil. Also gingen wir systematisch auf Forderungen und Fragen ein, besichtigten mit vereinzelten Personen die Anlage und besprachen mit ihnen unsere Pläne vor Ort. Das zahlte sich schliesslich aus, denn das Projekt wurde ohne eine einzelne Einsprache genehmigt.

Die Projekt-Ausschreibung für unsere Baupartner war für mich eine weitere Herausforderung. Ein solches Dokument setzte viel Juristenwissen voraus, welches ich mir zuerst aneignen musste. Damals machten Projektleiter die Ausschreibungen noch selbst, heute ist das nicht mehr so. Bei meinem Fall führte ein einziges falsches Wort zu einer Verzögerung der Ausschreibung von einem ganzen Jahr. 2019 hatten wir alle Aufträge vergeben und konnten mit dem Projekt loslegen.

Die Zusammenarbeit mit unseren Partnern und Lieferanten verlief sehr erfreulich – nicht zuletzt auch dank der innovativen BIM-Methode. Anhand eines digitalen 3D-Modells konnten wir unsere nächsten Bauschritte für alle visuell verständlich bis zu zwei Wochen im Voraus planen. Normalerweise trifft man solche Entscheidungen direkt auf der Baustelle. Die BIM-Methode hebelte auch einige negativen Effekte der Corona-Massnahmen aus, da die Planung mit dem 3D-Modell und via Video-Calls rein digital machbar war. Dank dieser Vorgehensweise hielten wir nicht nur sämtliche Termine bis zum Projektabschluss ein, sondern konnten auch die Kosten im erwarteten Rahmen halten.

Das Projekt bot uns ein paar aussergewöhnliche Erlebnisse. Bei der Wasserfassung Bruggwiti wurde beispielsweise ein Rudel Wölfe entdeckt, das sich von der Anlage entfernte. Daraufhin liessen wir bei der Installation eine Wildkamera installieren. Ohne Ergebnis leider, das Rudel liess sich nicht mehr blicken. Bei der Zwischenstufe Pravizin stellten wir während dem Projekt fest, dass es ein Fledermaus-Standort war, die dort die Abwärme der Turbinen genossen. Ein Fledermaus-Spezialist identifizierte die Tiere als rote Hufeisennasen, welche als bedroht gelten. Da diese Art sehr ortsansässig ist, war eine Umsiedlung und somit ein Gebäude-Abriss unmöglich. Eine Lösung war aber schnell parat. Als Ersatz für die entfernten Turbinen installierten wir für die Fledermäuse eine Wärmeglocke und einen Infrarot-Wärmestrahler. Die leichte Veränderung ihrer Umgebung haben sie gut angenommen und sie fühlen sich heute noch im alten Kraftwerksgebäude zu Hause. Als Ersatzlösung für den Durchzug der Druckleitungen sprengten wir im Winter einen Tunnel unter der Zwischenstufe. Die Fledermäuse waren in dieser Zeit in ihrem Winterquartier und wurden daher nicht gestört.

Die Arbeiten am Kraftwerk waren aufgrund seiner Lage bei Flums nicht immer einfach – besonders im Winter. 2021 beispielsweise hatten wir so viel Schnee, dass wir einen Schneetöff mieten mussten, um zur Wasserfassung Aeuli zu gelangen. Um uns warm zu halten, machten wir teilweise ein Feuer bei der Baustelle. Das schweisste die Projektbeteiligten aber umso mehr zusammen. Generell: die Arbeit mit allen Partnern und Lieferanten war sehr angenehm. Alle zogen an einem Strang und gaben ihr Bestes. Es erfüllt mich mit grosser Freude, dass wir dieses komplexe Projekt gemeinsam und professionell mit unseren Partnern und Lieferanten realisieren konnten.»

Zahlen und Fakten

Vorsitzender d. Geschäftsleitung
Stefano Garbin
Geschäftsleitung
Stefano Garbin, Cornel Loser, Jürg Brumann, Andreas Schwizer, Jürg Solenthaler, Adriano Tramèr
Verwaltungsratspräsident
Walter T. Vogel
Verwaltungsrat
Walter T. Vogel, Andreas Frank, Dölf Biasotto, Bruno Damann, Susanne Hartmann, Markus Oppliger, Andreas Tischhauser, Ruedi Ulmann, Claudia Zogg
Anzahl Mitarbeitende
423
Produktion
102,9 GWh Wasserkraftstrom
4,8 GWh Solarstrom
11,2 GWh Strom aus Biomasse
38,4 GWh Wärmeproduktion
Energielösungen
171 öffentliche Ladestationen
7,6 GWh Wärmeproduktion
46 Aktionäre, Partner und Kunden Energieplattform AG
Netz
3'476 Photovoltaikanlagen im Netz
3'322,93 GWh Absatz Netznutzung Ausspeisung
47'254 Messpunkte fernausgelesen über itelligente Messsysteme
35'372 Messpunkte Ablesung vor Ort
ICT
69'878 Glasfaseranschlüsse SAK Gruppe
34'25 Mio. Min. SAK TV-Konsum im Monat
29'515 Kunden
3'943 km verlegte Glasfaserkabel